Er ist der Mann zwischen den Pfosten: Der viermalige Welttorhüter und Deutschlands zweifacher Fußballer des Jahres Manuel Neuer eilt von Rekord zu Rekord. Mit dem Geschäftsreisemagazin MOVE spricht er über sein Reise-Gen und die Liebe zur Natur.
Manuel Neuer, Sie sind einer der ganz Großen im Profifußball: Seit über 20 Jahren stehen Sie im Tor. Gibt es einen Platz, auf dem Sie am liebsten gespielt haben?
Einen meiner schönsten Momente hatte ich im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro. Vor fast 90.000 Zuschauern bei der WM 2014 in Brasilien mit der Nationalmannschaft gegen Argentinien unseren vierten Stern zu gewinnen – das bleibt unvergessen und ist für mich untrennbar mit dem gigantischen Stadion verknüpft.
Wie oft fliegen Sie im Jahr?
München ist nicht der Nabel der Welt. Mit dem FC Bayern München reisen wir in der Bundesliga nur nach Augsburg, Stuttgart und Nürnberg mit dem Bus an. Alles, was weiter nördlich liegt, da fliegen wir. Mit allen nationalen und internationalen Flügen sind es bestimmt mehr als 100 im Jahr.
Ausnahmeprofi
Fußball ist für den gebürtigen Gelsenkirchener Manuel Neuer kein Beruf, sondern eine Berufung. Als einer der besten Torwarte aller Zeiten hat er mit seiner offensiven Interpretation den Job zwischen den Pfosten völlig neu definiert. Beim FC Schalke 04 wurde er mit gerade einmal 20 Jahren zum jüngsten Stammtorhüter der Bundesliga. Aber auch beim FC Bayern München und in der Nationalmannschaft ist er auf der Überholspur: Er ist Champions-League-Sieger, FIFA-Klub-Weltmeister, Deutscher Meister und Weltmeister. Und seine Karriere ist noch lange nicht zu Ende. Folgen Sie ihm auf Facebook oder Instagram.
Haben Sie Probleme mit Jetlag?
Mit dem FC Bayern München spielen wir hauptsächlich in Europa, wo wir maximal eine Stunde Zeitverschiebung haben. Da ist es für uns egal, ob wir eine Stunde länger abends wach sind oder morgens eher aufstehen. Das macht keinen Unterschied – dafür sind wir Profis. Bei außereuropäischen Flügen sieht das schon anders aus. Ein Spiel mit der Nationalmannschaft in Astana (Kasachstan) war nach deutscher Zeit für 20.45 Uhr angesetzt. Als wir zur Halbzeit in die Kabine kamen, stand die Uhr auf einmal auf 0.45 Uhr! Wir hatten definitiv noch keine drei Stunden gespielt (lacht). Im ersten Moment verwirrt einen die aktuelle Ortszeit, aber auch in solchen Situationen stellen wir uns nicht um. Wir bleiben in der deutschen Zeit, spielen und fliegen so schnell wie möglich zurück.
Haben Sie ein bestimmtes Reiseritual?
Ich weiß, dass ich damit jetzt keinen Schönheitspreis gewinne, aber ich trage während einer Flugreise immer meine Kompressionshose oder -strümpfe, um am nächsten Tag topfit für den Einsatz zu sein. Sie regen die Durchblutung an und so bin ich optimal auf das Spiel vorbereitet. Ich kann dieses kleine Accessoire wirklich nur jedem empfehlen, der häufig und lange unterwegs ist.
Wo sitzen Sie im Flugzeug am liebsten?
Beim FC Bayern München fliegen wir innerhalb von Deutschland mit dem Privatflugzeug. Ich sitze relativ weit hinten auf der rechten Seite. Jeder von uns hat zwei Sitze zur Verfügung. Wenn ich also einen Blick aus dem Fenster werfen will, muss ich nur rüberrutschen. Dann schaue ich raus, lasse mich von den vorbeiziehenden Landschaften faszinieren und genieße einfach die Ruhe.
Reisen Sie privat noch gerne oder sind Sie in Ihrer Freizeit lieber Zu Hause?
Das Umland von München hat sehr viel zu bieten. Mit meiner Frau und unserem kleinen Hund verbringe ich in der Saison die wenigen freien Tage oft am Tegernsee. Wir lieben die Natur, wandern gerne und fahren Rennrad oder Mountainbike. Aber im Urlaub haben wir in den letzten Jahren auch immer wieder gerne das Weite gesucht.
Wo zieht es Sie dann hin?
In unserem letzten Urlaub waren wir auf Phuket in Thailand. Wir haben aber auch schon die Westküste Kaliforniens und die Karibik erkundet. Es gibt so viele Länder, die ich nach meiner Karriere gerne mit etwas mehr Zeit bereisen möchte: Australien und Neuseeland stehen ebenso auf dem Zettel wie Bhutan und Südafrika, wo ich schon mal war.
Was hat Sie neben Ihrem Profidasein in letzter Zeit am meisten gefordert?
Im letzten Sommer habe ich zusammen mit Freunden auf dem Rennrad die Alpen überquert. Von München sind wir über Österreich und Italien bis in die Schweiz geradelt und haben dabei auf 700 Kilometern fast 10.000 Höhenmeter bewältigt – und das Ganze in vier Tagen. Das war eine richtige Challenge und eine wichtige Lebenserfahrung für mich.
Was bedeutet das konkret?
In den Alpen kann sich das Wetter schnell drehen. In Situationen, in denen es ein bisschen unangenehmer wird, lernt man den ein oder anderen Freund auch von einer anderen Seite kennen. Man gerät schon mal aneinander, aber grundsätzlich steht der Spaß im Vordergrund. Alle wissen, dass wir aufeinander angewiesen sind.
Mit wem würden Sie sich auf einem Langstreckenflug gerne unterhalten?
Jetzt müsste ich eigentlich sagen mit meiner Frau (lacht). Nein, Scherz beiseite. Angela Merkel habe ich bereits mehrfach getroffen und wir haben auch schon zusammen gegessen und geplaudert. Noch nicht kennengelernt habe ich Barack Obama. Mit ihm würde ich mich gerne einmal ausgiebig unterhalten. Ich finde seine Ansichten und sein Engagement gut. Und unabhängig davon, was er für die Politik geleistet hat, würde mich interessieren, wie er als Mensch die Dinge sieht.
Und wo können Sie wirklich entspannen?
Wenn ich mit meinem kleinen VW California unterwegs bin. Ich nehme mein Rennrad mit, fahre in die Berge und mache meine Touren. Ich kann überall anhalten und habe alles, was ich brauche – vom Kühlschrank bis zur Markise. Abseits des Rummels rechnet niemand damit, dass Manuel Neuer in der Einsamkeit der Natur aus einem kleinen Wohnmobil steigt. Und wenn mich doch jemand erkennt, dann freuen sich die Leute, mich zu sehen. Für mich gibt es nichts Schöneres.
Foto: FC Bayern München